Kennzeichen Automobiltechnik: Die Angst vor dem gerissenen Zahnriemen

Zahnriemen gerissen! Was nun? Es gibt heutzutage fast keine „freilaufenden Motoren“ mehr. Während bei den Hühnern immer mehr auf den Freilauf geachtet wird, ist dieses bei herkömmlichen Motoren schon fast nicht mehr möglich. Wir sind Schuld! Wir wollten schließlich immer kleinere, leichtere Motoren die darüber hinaus noch mit mehr Leistung glänzen sollten.

Was ist ein freilaufender Motor?

Ein kleiner Exkurs in Sachen Motortechnik gefällig? Kein Problem! Im Motor gibt es Zylinder, in diesen Zylindern bewegen sich Kolben auf und ab. Unten an den Kolben befinden sich Pleuel die dafür verantwortlich sind, dass die Bewegungsenergie auf die Kurbelwelle übertragen wird. Aus einer Hub-Bewegung (hoch und runter) wird also eine Drehbewegung.

Soweit verstanden? Gut, das war auch schon die Hälfte der Miete! Die andere Hälfte ist fast genauso einfach! Über den Kolben befinden sich Ein- und Auslassventile! Klar, irgendwas muss ja das zündfähige Gemisch (aus Kraft- und Sauerstoff) in den Brennraum lassen. Bei der Hubbewegung von „oben nach unten“ öffnen sich die Einlassventile die sich anschließend beim Verdichtungsvorgang wieder schließen. Ist der Druck aufgebaut wird bei Benzin-Motoren das Gemisch durch eine (oder mehrere) Zündkerzen gezündet. Der Kolben saust nach unten und übergibt die Kraft an die Kurbelwelle. Diese Kraft nennt man übrigens Drehmoment! Bei dem anschließenden Weg nach von „unten nach oben“ werden die Auslassventile geöffnet und die verbrannten Abgase strömen in die Auspuffanlage, nachdem diese durch den Katalysator veredelt wurden.

Ist doch gar nicht so kompliziert, oder? Kommen wir zum Freilauf! Könnten alle Ventile offen stehen und der Kolben würde sich von dem unterem Totpunkt (UT) zum oberen Totpunkt (OT) bewegen und diese NICHT berühren, dann würde man von einem freilaufenden Motor sprechen. Bei einem gerissenen Zahnriemen würde man in dem Fall keine Sorgenfalten auf der Stirn bekommen!

Das Leben ist kein Wunschkonzert, wenn heute der Zahnriemen reisst passiert leider genau nachfolgendes: Der Kolben saust nach oben, die Ventile bleiben geöffnet und werden mit einem gewaltigen Schlag durch den Kolben „geschlossen“. Das wars! Kapitaler Motorschaden? Nein! Mit etwas handwerklichem Geschick kann man zu mindestens mal den Schaden diagnostizieren! Dazu nimmt man den Ventildeckel ab, schraubt anschließend den Zylinderkopf vom Block und schaut sich die Ventile, die Kolben und die Ventilschaftdichtungen an. Sind die Ventilschäfte nicht ausgebrochen, sind eventuell nur zwei oder vier Ventile krumm dann kosten die Ersatzteile für kleinere 4-Zylinder ca. 400-600 Euro. Je größer der Motor, je teurer das Fahrzeug, desto teurer auch die notwendigen Ersatzteile.

Was macht Sinn? Alle Bauteile ersetzen die in der unmittelbaren Nähe vom Zahnriemen stehen, bzw. wofür man sonst den Zahnriemen ebenfalls abnehmen müsste. Sprich: Wasserpumpe, sämtliche Dichtungen, Spannrolle – man sollte alles neu machen, denn in dem Fall gilt: Neu bleibt treu und man würde sich tierisch ärgern, wenn nur 2 Wochen nach der Reparatur auf einmal die Wasserpumpe den Geist aufgeben würde.

Mein Tipp: Achtet auf die Wechselintervalle beim Zahnriemen, bei dem hier gezeigten Renault Twingo wurde der Intervall gerade mal um ein paar tausend Kilometer überzogen. Wenn die Zähne erst einmal kariös sind, muss man zum Zahnarzt. Ist der Zahnriemen schon alt und porös, muss er ersetzt werden. Clever sein, Geld sparen!

Kennzeichen Automobiltechnik, die neue Blogreihe hier im Kennzeichen-Blog, denn wir führen Gutes im Schilde!

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